Körperideal.

Bikram Yoga

Yoga bei 40°C mit wenig Kleidung am Leib klingt vielleicht erstmal etwas absurd, aber ist tatsächlich ein realer Yogastil. Dieser Artikel gibt dir einen kurzen Überblick zum „Hot Yoga“ oder auch Bikram Yoga genannt.

Was ist Bikram Yoga?

Bikram Yoga ist ein Hatha-inspirierter Yoga Stil, welcher von Bikram Choudhury entwickelt wurde. Dieser beinhaltet nur 26 Yoga Posen und zwei Atemübungen, Pranayama genannt.

Außerdem wird er in sehr heißen Räumen, zwischen 35-40°C, praktiziert. Bikram Yoga ist auch als Hot Yoga bekannt. Weltweit gibt es ca. 400 Bikram Yoga Schulen. 2015 folgte ein Skandal um den Erfinder Choudhury über sexuellen Missbräuche und Vergewaltigungen einiger seiner Schülerinnen. Diese Meldung führte zu einem drastischen Verlust mehrerer Anhänger.

Kritik am Bikram

Bikram Yoga soll den Körper durch das viele Schwitzen entgiften. Dennoch ist der Stil aus yogischer und ayurvedischer Sicht bedenklich. In den alten Aufzeichnungen der Yogis wird ausdrücklich erwähnt, Yoga solle in einem kalten Raum oder in einer kalten Umgebung praktiziert werden. Sie empfehlen sogar, Yoga nur am frühen Morgen oder späten Abend zu üben, wenn die Außentemperaturen absinken.

Hierbei muss man bedenken, dass es in Indien, wo Yoga herkommt, immer warm ist. In unserer westlichen Welt, wo es fast durchgehend kühl ist, kann man Yoga über den ganzen Tag verteilt üben. Es wird trotzdem immer noch empfohlen, Yoga am Morgen zu praktizieren, da der Körper dann noch „frisch“ ist.

Das Schwitzen beim Bikram Yoga führt im Körper zu einem Mangel an Flüssigkeit. Das verursacht möglicherweise ein Schwindelgefühl, bedingt durch die hohe Dehydration und den Elektrolyteverlust. Außerdem können Muskelkrämpfe und Kreislaufprobleme, wie ein Kreislaufkollaps, folgen.

Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen, beispielsweise einem zu hohen oder niedrigen Blutdruck, sollten lieber bei Hatha oder Vinyasa Yoga bleiben. In jedem Fall sollten sie den Hausarzt vorher befragen. Das Aufwärmen der Muskeln vor der Praxis kann ausgelassen werden, da sich diese durch die hohe Temperatur von allein erhitzen. Die Entgiftung aber, die von Choudhury suggeriert wird, ist bislang medizinisch nicht haltbar.

Vorteile des Yoga Stils

Neben der Kritik an den Stil, der man sich durchaus bewusst sein sollte, gibt es auch ziemlich viele Vorteile, die der Stil mit sich bringt.

1. Verbessert die Flexibilität: Die Posen des Stils sind zum Teil sehr herausfordernd. Nicht jeder kommt in die anspruchsvollen Posen einfach so. Die Hitze wärmt die Bänder auf, schon bevor die Klasse beginnt. Dadurch fallen die Posen oftmals deutlich leichter. Langfristig kann das Halten dieser Posen die Flexibilität erhöhen. Dennoch solltest du immer auf deinen Körper hören und deine persönlichen Grenzen kennen.
2. Erhöht den Stoffwechsel: Obwohl der Stil recht statisch ist und, anders als im Vinyasa, nicht geflossen wird, arbeitet dennoch der ganze Körper. Bikram Yoga ist also ein gutes Cardiotraining. Das spiegelt sich auch im Stoffwechsel wieder: das Verdauungssystem wird angetrieben, was Verdauungsprobleme, wie Verstopfungen oder Diarrhöe, verbessern kann.
3. Erhöht die Kraft der Bauchmuskulatur: Einige der 26 Posen fordern deinen Gleichgewichtssinn. Sie aktivieren deine Mitte, um dich aufrecht zu halten und zu verhindern, dass du fällst. In anderen Posen werden die Bänder, die deine Bauchmuskeln umgeben, gedehnt. Muskelaufbau und Dehnung helfen dir deinen Bauch zu formen.
4. Hilft Gewicht zu verlieren: Wir können nicht leugnen, dass es einfacher ist an Gewicht zu gewinnen, als es zu verlieren. Daher bleibt unser Gewicht in den meisten Fällen konstant, auch, wenn wir Sport treiben. Dieses Problem wird jedoch durch Bikram-Yoga gelöst, da es hilft, den Stoffwechsel zu erhöhen, Muskelmasse zu schaffen und die Fettverbrennung (insbesondere Bauchfett), durch die Nutzung der Bauchmuskeln, anzukurbeln. Aus diesem Grund kann die Ausübung dieses Yogas erheblich dazu beitragen, dass du an Gewicht verlierst
5. Reduziert Stress: Es stresst dich, wenn du viele Dinge in deinem Kopf oder um dich herum hast, die deine Aufmerksamkeit beanspruchen. Das macht dich gereizt oder innerlich aufgewühlt. Dadurch, dass Bikram hauptsächlich mit dem Körper arbeitet, kannst du deinen Fokus auf etwas anderes legen und die Dinge, die dich belasten, erst einmal zur Seite legen. Langfristig kann das tatsächlich dein Stress Level senken. Du schüttest Endorphine aus, die dir ein gutes Gefühl geben und dein Cortisol-Level senken.
6. Verbessert dein Hautbild: Dieses Yoga bringt dich zum Schwitzen, wie nichts, was du bisher erlebt hast. Dadurch öffnen sich die Poren, die Blutzirkulation wird angeregt und Abfallstoffe können durch deine Haut ausgeschieden werden. Außerdem hilft dieses Yoga, auch die Gesichtsmuskulatur zu kräftigen und zu straffen.

Wer sollte Bikram nicht praktizieren?

Bikram Yoga hilft dir in vielerlei Hinsicht; allerdings ist dieses Yoga für einige Menschen kontraproduktiv.

• Schwangere Frauen: die Hitze führt bereits nach kurzer Zeit dazu, dass die Schwangere austrocknet. Außerdem kann die Hitze und Überanstrengung die Entwicklung des Kindes stören. Wer aber bereits vorher Bikram Yoga praktiziert hat, kann es möglicherweise weiter ausführen, wenn der betreuende Arzt und die Hebamme ihr Einverständnis geben.
• Bluthochdruck-Patienten: Wenn du an Bluthochdruck leidest, ist Bikram Yoga für dich nicht geeignet. Es könnte den Blutdruck zusätzlich in die Höhe treiben.
• Herz-Kreislauf Erkrankung: Wenn du an Herzproblemen wie Mitralstenose, Angina pectoris, Atherosklerose und anderen leidest, ist Bikram Yoga nicht für dich geeignet. Es besteht die Gefahr, dass es dein Herzproblem erhöhen könnte, sodass du möglicherweise zusammenbrichst.
• Krampfadern: Wenn du an Krampfadern leidest, ist es besser, dieses Yoga zu vermeiden. Die heiße Temperatur im Raum verursacht eine Vasodilatation, die dazu führt, dass sich das Blut in den Beinen staut, was wiederum den Zustand der Krampfadern verschlimmern kann.
• Rheumatoide Herzkrankheit: Während dieser Yogastil sehr gut für Menschen mit rheumatoider Arthritis sein kann, ist es für Menschen mit rheumatoider Herzkrankheit nicht geeignet.

Glücklicherweise gibt es viele Alternativen, die genau für Menschen in diesem Zustand oder mit der Erkrankung geeignet sind. Beispielsweise Schwangerschaftsyoga, Adaptives Yoga oder Vinyasa Yoga.

Welche Posen gibt es im Bikram Yoga?

Anders als im Vinyasa oder Hatha Yoga gibt es im Bikram Yoga eine feste Sequenz, die aus genau 26 Posen und zwei Atemübungen, Pranayama genannt, besteht. Der Stil ist also dem Ashtanga Yoga recht ähnlich – nur, dass Ashtanga Yoga aus mehreren Serien besteht.

Die 26 Posen des Bikram Yoga sehen wie folgt aus:

Hinweise

Da man bei diesem Stil etwas mehr Vorsicht weilen lassen sollte, sind hier einige Tipps die dir in einer Bikram Klasse wahrscheinlich weiterhelfen werden:

• Nimm dir viel Wasser mit und versuche während der Stunde viel zu trinken.
• Esse mindestens 2h vorher möglichst nichts. Ansonsten wird es während der Praxis wahrscheinlich ziemlich unschön.
• Denke an eine rutschfeste Matte. Die meisten etwas kostspieligeren Yogamatten sind ziemlich rutschfest. TPE und Naturkautschuk sind sehr sinnvolle Materiale, weniger sinnvoll ist Schurwolle.

• Bringe deine eigenen Materialien mit. Auch, wenn das Studio Matten, Gurte und andere Hilfsmittel bereit hält, würde ich dir aus hygienischen Gründen empfehlen, deine eigenen Materialien mitzubringen.

Schlussworte

Bikram Yoga ist nicht immer sinnvoll, besonders, wenn du schwanger bist oder an einer Herzerkrankung leidest. Im Zweifelsfall würde ich immer empfehlen, vorher mit dem betreuenden Arzt zu sprechen, ob Bikram Yoga für dich geeignet ist.

Denn nicht jeder Stil ist für jeden Menschen geeignet, dessen Arzt sie anwiesen hat Yoga zu machen. Aber zum Glück gibt es so viele andere Stile zwischen denen wir wählen können – Vinyasa oder Kundalini Yoga gehören beispielsweise zu zugänglicheren Stilen.

Ich würde einfach sagen: probiere es aus und fälle dein eigenes Urteil.

Danke, für dein Vertrauen.

Lena